1843 – 1913
In Übersetzungen von:
Sonette zur Bruno-Feier
Die ganze Welt mag sein
Verbrechen kennen!
Vernehmt die Sünde, die er
eingestand,
Und dann erwägt, aufs Herz
gelegt die Hand,
Ob solch ein Ketzer schuldig
war zu brennen!
„Die Wahrheit“, lehrt’ er „sollst
du Gott nur nennen,
Zum Denken nur gab Gott dir
den Verstand,
Und die Vernunft nur hat vor
ihm Bestand,
Für Wahrheit soll das Herz in
Liebe brennen!“
Und diese Lehre war all’ sein
Verbrechen;
Als todeswürdig mußte sie
erscheinen
Dem Götzendienst des Falschen
und Gemeinen,
Des Tyrannei und
Zwingherrschaft zu brechen,
Er auf des Aberglaubens finst’re
Schranken
Gerichtet Batterieen von
Gedanken
Das „heil’ge“ Amt darf ja kein
Blut vergießen;
Ist doch das Blut ein gar
besondrer Saft,
Von dem betaut Ideenkeime
sprießen,
Und samen fördern mit
verstärkter Kraft!
„So werd’ er denn verbrannt
lebendig!“ schließen
Die milden Richter von der
Priesterschaft,
„Ein wenig Glut und Rauch! –
Die Asche gießen
Wir in den Wind!“ Doch seht die Samenkraft!
Auch in der Asche blieb sie
noch beständig!
In jedem ihrer Stäubchen lebt
sein Geist,
Und jegliches Atom, es ward
lebendig,
Ein Zeuge, der die Wahrheit
uns beweist.
So stäubt die Asche fort in
allen Landen,
So ist, ein Phönix Bruno,
auferstanden!